Was bedeutet Depression?

Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Bei vielen Betroffenen bleibt die Erkrankung jedoch unerkannt.

Es ist eine Erkrankung, über die Betroffene nicht gern sprechen oder nicht sprechen können. Etwa jeder fünfte Bundesbürger kennt eine Depression aus eigener Erfahrung und doch findet sie nach wie vor im Verborgenen statt. Aus Angst, als "nicht belastbar", "schwach" oder "überfordert" abgestempelt zu werden, verstecken viele Depressionskranke ihr Leiden. Sie unterschätzen das Ausmaß und die Folgen dieser Erkrankung und nehmen deshalb keine medizinische Hilfe in Anspruch. Doch wer anhaltend niedergeschlagen ist, jegliche Lebensfreude und jedes Interesse an seiner Umwelt verloren hat, der ist ernsthaft krank und braucht eine Therapie.

Es ist völlig falsch, im Stillen weiterzuleiden. Denn, das ist die gute Nachricht für alle Betroffenen und ihre Angehörigen: Depressionen lassen sich erfolgreich behandeln. Mit Hilfe der Psychotherapie in Kombination mit einer medikamentösen Behandlung kann heutzutage ganz gezielt gegen die depressive Störung vorgegangen werden.

Nehmen sie Hilfe in Anspruch!

Eine Depression ist keine Befindlichkeitsstörung und kein Zeichen von Schwäche, sondern eine behandlungsbedürftige Erkrankung des Zentralnervensystems. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt bzw. wirken Sie als Angehöriger darauf hin, dass der Betroffene ärztliche Hilfe in Anspruch nimmt.

Ursachen und Auslöser einer Depression

Wodurch Depressionen verursacht werden, lässt sich bislang nicht exakt erklären. Es ist zumeist ein Zusammenspiel verschiedener auslösender Faktoren. Dazu können seelische und psychosoziale Belastungen wie z. B. Trauer, Krankheit, Stress, eine genetische Veranlagung sowie biologische Vorgänge im Zentralnervensystem gehören.

Störung des Zentralnervensystems

Dank der heutigen Kenntnisse aus der Neurobiologie weiß man, dass unsere Psyche und unser körperliches Wohlbefinden von der Aktivität der Nervenzellen im Gehirn und unserem Biorhythmus beeinflusst werden.

Im Zentralnervensystem im Gehirn laufen alle Informationen aus dem Körper und Wahrnehmungen aus der Umwelt zusammen, werden ausgewertet und in Reaktionen umgesetzt. Der Informationsfluss erfolgt über eine Reizweiterleitung zwischen den Nervenzellen. Verantwortlich für die reibungslose Kommunikation zwischen den Nervenzellen sind verschiedene Nervenbotenstoffe (Hormone), z. B. Serotonin, Dopamin und Noradrenalin (siehe Grafik). Geraten diese Nervenbotenstoffe aus dem Gleichgewicht, ist die Kommunikation zwischen den Nervenzellen gestört. Wissenschaftler sehen hier einen möglichen Zusammenhang zur Entwicklung einer Depression. Denn wenn nicht ausreichend Signale von Nervenzelle zu Nervenzelle übertragen werden, sind davon u. a. der Hirnbereich, der für die Verarbeitung von Gefühlen verantwortlich ist (limbisches System), sowie der Schlaf-Wach-Rhythmus betroffen.

Schwankungen in unserem Biorhythmus, zu dem auch der Schlaf-Wach-Zyklus gehört, scheinen sehr viel stärkere Auswirkungen auf unsere physische und psychische Gesundheit zu haben als lange Zeit vermutet. Wie neuere wissenschaftliche Studien zeigen, ist es von zentraler Bedeutung, dass die sogenannten zirkadianen Rhythmen, damit werden die Vorgänge bezeichnet, die einem Rhythmus von ungefähr 24 Stunden folgen, wohl aufeinander abgestimmt sind. Der zentrale Taktgeber dabei ist eine winzige Struktur im Zwischenhirn, die gerne als die "innere Uhr" bezeichnet wird und in der Fachsprache den Namen Nucleus suprachiasmaticus, kurz: SCN, trägt. Er steuert u. a. die Wach- und Schlafphasen, die zeitliche Anpassung der Körperkerntemperatur und des Blutdrucks sowie die Ausschüttung von Botenstoffen (z. B. Cortisol, Melatonin) und darüber weitere Körperfunktionen. Der SCN gibt einen Zyklus von ungefähr 24 Stunden vor. Äußere Reize, insbesondere Licht und Dunkelheit, sorgen dafür, dass sich die innere Uhr der Umwelt anpasst.

Gerät die innere Uhr aus dem Takt, so dass der Einklang unserer Biorhythmen gestört ist, macht sich das ziemlich schnell bemerkbar: Schlafstörungen, Antriebslosigkeit und Appetitverlust können erste Hinweise sein. Insgesamt wird der Gesundheitszustand geschwächt, es steigt das Risiko für bestimmte Erkrankungen – auch für Depressionen. Deutlich wird dieser Bezug zwischen Depression und einer gestörten zirkadianen Rhythmik durch verschiedene neurobiologische Untersuchungen. Sie haben gezeigt, dass bei depressionskranken Menschen die zirkadiane Rhythmik verschoben, verflacht oder erhöht zum Tag-Nacht-Wechsel verläuft.

Da die Biorhythmik verschiedenen sowohl organischen als auch äußeren Einflüssen unterliegt, lässt sich zumeist nicht eindeutig abgrenzen, ob die Störungen Auslöser oder auch Folge einer Depression sind. Wie kompliziert dieses Wechselspiel ist, zeigt das Beispiel Schlafstörung und Depression. So sind Schlafstörungen einerseits eine Begleiterscheinung der Depression, andererseits kann ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus zur Entwicklung einer Depression beitragen.

Folgen und Auswirkungen einer unbehandelten Depression

Menschen, die anhaltend und über einen längeren Zeitraum unter Schlafstörungen, Antriebsschwäche, gedrückter Stimmung, Gefühlsschwankungen und Appetitlosigkeit leiden, verlieren nicht nur ihre Lebensfreude und jede Motivation. Abhängig vom Schweregrad ihrer Depression sind viele Betroffene auch nicht mehr in der Lage, ihren Alltag zu meistern.

DEPRESSIVE EPISODEN

Depressionen verlaufen zumeist in Phasen mit mal mehr, mal weniger stark ausgeprägten Krankheitszeichen. Die einzelnen Episoden können Wochen, Monate oder sogar Jahre andauern. Die meisten Patienten leiden nicht selten mehr als einmal in ihrem Leben unter einer depressiven Episode.

Es gibt auch chronisch verlaufende, d. h. dauerhaft über einen Zeitraum von mindestens 2 Jahren bestehende Depressionen. Die meist weniger stark ausgeprägte Form der Depression wird als Dysthymie bezeichnet.

Während es den meisten Patienten mit einer leichten Depression noch gelingt, trotz der Belastung den beruflichen Anforderungen nachzukommen, sind bei einer als mittelgradig eingestuften Depression Konzentrations- und Leistungsfähigkeit bereits deutlich beeinträchtigt. Zudem verstärken sich die Rückzugstendenzen, die Abkehr vom sozialen Leben, von Familie und Freundeskreis. Nicht selten treten körperliche Beschwerden wie z. B. Schwindel, Schmerzen oder Kreislaufstörungen auf, für die keine organische Ursache gefunden werden kann. Schwer depressiven Menschen fällt mitunter jede Aktivität schwer. Sie stehen gar nicht mehr auf, verlassen ihre Wohnung nicht mehr, vernachlässigen die Körperpflege und essen nicht mehr ausreichend. Der Leidensdruck dieser Patienten ist enorm hoch, die depressive Erkrankung wird für sie lebensbedrohend. Viele von ihnen tragen sich mit Selbstmordgedanken.

Depressionskranke Menschen brauchen professionelle Hilfe und angepasst an Schweregrad und Verlauf ihrer Erkrankung eine umfassende Therapie und Versorgung. Grundlage dafür ist die sorgfältige Diagnostik.

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